Dieser Tage geht der Fall eines Bezirkshauptmannes durch die Medien, der es offensichtlich mit seiner Bürgernähe etwas übertrieben hat. Er ist den hundert Prozent gesetzeskonformen Amtskollegen offenbar ein Dorn im Auge, weil er auf Juristen Einfluss genommen hat, völlig überzogene Verwaltungsstrafen zu reduzieren. Deswegen wurde er jetzt seines Amtes enthoben.
01.08.2019
Ob jetzt der unorthodoxe Stil dieses Bezirkshauptmannes in einem öffentlichen Dienst erlaubt sein darf oder nicht, darüber wird jetzt fleißig diskutiert.
Ich denke, man könnte diese Diskussion ohne weiteres auch auf unser tägliches Wirtschaftsleben ausweiten. Nicht nur in den Ämtern verschanzen sich die Bürokraten hinter ihren Schreibtischen. Ich möchte dazu ein Beispiel anführen: In meiner Rolle als Geschäftsführer eines Lebensmittelunternehmens beliefern wir täglich hunderte Lieferstellen in halb Europa. Die logistischen Herausforderungen dabei werden aufgrund Personalmangels bei den LKW-Fahrern, erhöhten Verkaufsaufkommen und engen Zeitfenstern bei der Anlieferung immer größer. Wir haben das Glück, dass wir seit Jahren mit verlässlichen Partnern zusammenarbeiten und wir können daher unseren Kunden einen Liefergrad bieten der zwischen 99 und 100 Prozent liegt.
Aber natürlich kann es passieren, dass Autobahnen verstopft sind – also der LKW einfach im Stau steht, oder dass Strecken aufgrund der Witterungsverhältnisse gesperrt sind und somit die Lieferung nicht zeitgemäß eintrifft. Das war eigentlich schon immer so. Was sich jedoch vervielfacht hat, sind die Strafen, die uns dafür aufgebrummt werden. Diese steigen jedes Jahr um das Doppelte, obwohl sich unser Liefergrad eigentlich verbessert.
Der Grund dafür ist eine Null-Toleranz-Einstellung seitens unserer Kunden. Wenn jetzt der LKW um zwei Minuten zu spät an der Rampe andockt, wird er nicht mehr abgeladen. Bei diesem Spiel verlieren ALLE! In den Filialen kommt es zu Ausverkaufssituationen, der Handel verliert damit Umsätze, wir bezahlen Strafe und der Frächter fährt die Ware wieder zurück und verliert damit auch Zeit, Energie und Geld. Und das Ganze aus einem einzigen Grund, und der heißt: „Dienst nach Vorschrift“.
Solche Beispiele könnte ich jetzt sehr lange fortsetzen. Es wäre aber sinnlos, weil das Prinzip immer das Gleiche ist: es geht darum, dass die Unternehmen durch behördliche Auflagen, Zertifizierungen, neue gesetzliche Bestimmungen zu Verwaltungshochburgen gemacht werden. Ablaufdokumentationen und Handbücher für jede kleinste Tätigkeit müssen erstellt werden. Flexibilität und Eigeninitiative gehen dadurch völlig verloren. Ja manchmal geht es sogar soweit, dass diese gar nicht mehr gefragt sind!
Wir Wirtschaftstreibenden sollten uns zu Wehr setzen - genau wie es der zu Beginn erwähnte Bezirkshauptmann getan hat!
Natürlich im gesetzlichen Rahmen und mit Augenmaß. Es geht darum, wieder die richtige Balance zu finden, zwischen notwendiger Bürokratie und andererseits einem Arbeitsstil der auch ein unkompliziertes und beherztes Arbeiten zulässt. An diesem Stil - so meine Erfahrung - finden alle Beteiligten wesentlich mehr Gefallen!
Business-Concierge und Charakter Trainer
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