Beim Einkaufen bin ich ein hoffnungslos altmodischer Mensch und bevorzuge grundsätzlich den stationären Handel. Daher machten wir uns vor einigen Tagen voller Vorfreude auf den Weg, um Möbel für unseren neu gestalteten Garten einzukaufen.
08.03.2021
Im Großraum Linz gibt es ja nicht nur die riesigen skandinavischen Möbelhäuser oder jene, mit der sympathischen und unaufdringlichen Fernsehwerbung, sondern auch richtig abgehobene und sündteure Händler mit außergewöhnlichem und stilvollem Sortiment.
Dorthin hat es uns gezogen. Die erste Überraschung erlebten wir gleich beim Eintritt in das erste Haus unserer Wahl. Es bot sich uns eine Mischung aus Räumung, Baustelle oder Schließung. Wie fast schon üblich wurden wir vom geschulten Fachpersonal professionell ignoriert, aber auf Nachfrage erfuhren wir, dass gerade umgebaut wird und wir sollen uns doch in einigen Tagen telefonisch wieder melden, dann könne man uns Genaueres sagen.
Leicht irritiert suchten wir das Weite und versuchten unser Glück beim nächsten Händler. Dort gibt es einen riesigen Schauraum und einige Werkzeugutensilien zeugten davon, dass hier auch gerade ein wenig umgebaut wird, die Handwerker hatten sich jedoch gerade zurückgezogen. Vermutlich gemeinsam mit dem gesamten Verkaufspersonal. Wir verbrachten volle 50 Minuten – gemeinsam mit einigen anderen herumstreunenden Kunden – im Ausstellungsraum, ohne dass sich jemand vom Verkauf blicken ließ. Wirklich belustigend war, dass sich wir Kunden untereinander schon ein wenig beraten haben. Ich überzeugte eine Dame von einem etwas exklusiveren Modell einer Sonnenliege.
Jedenfalls haben wir unsere Kaufentscheidung nach den 50 Minuten getroffen, haben alle Daten der Möbel abfotografiert und verließen mit lauter und deutlicher Verabschiedung –meine Frau konnte es nicht lassen, sich auch noch für die Beratung zu bedanken – das schöne Einrichtungshaus. Das Verkaufspersonal stand geschlossen im unteren Stockwerk und - wen wundert es noch - nicht mal unsere Verabschiedung wurde erwidert.
Die Möbel wurden von uns schnell und unkompliziert zuhause im Internet bestellt.
Aus meiner Sicht könnte so die Zukunft des Fachhandles aussehen. Ausstellungsflächen, wo man die Produkte ansehen, anfassen oder ausprobieren kann und bestellt werden sie dann im Internet. Wir alle ersparen uns damit viel Verwunderung und Ärger, die Verkäufer könnte man mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ausstatten, und ob wir gerade im Lockdown sind oder nicht hat dann eigentlich auch nicht wirklich eine Relevanz.
Und wenn ich es mir recht überlege, so alt bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mir mein altes Gewohnheitsmuster, unbedingt einkaufen gehen zu wollen, nicht doch noch abgewöhnen kann. Der Fachhandel unterstützt mich jedenfalls schon mit ganzer Kraft dabei.
Business-Concierge und Charakter Trainer
Das Nachsehen haben leider die wenigen guten Fachhändler die ihr Business leben und wirklich für ihre Kunden da sind. Denn viele Kunden möchten sich derartige Enttäuschungen nicht nochmals antun und bleiben lieber zu Hause vorm Computer oder den vielen Shopping-Apps am Smartphone.
Ich als Fachhändler im Bereich der Telekommunikation kann davon ein Lied singen, ein Lied mit vielen traurigen Strophen…
Viele Faktoren wie die Digitalisierung, der Preiskampf der Riesen und die Servicewüste der Mitbewerber nimmt unseren Kunden die Freude am realen Shoppingerlebnis! Wer geht denn noch freiwillig zum Fachhändler in einer Branche deren Ruf ohnehin im Eimer ist?
Es wird leider nicht mehr lange dauern und die realen Geschäftsflächen reduzieren sich auf die Hälfte, wenn nicht sogar auf ein Drittel.
Fachhändler mit Kompetenz und echtem Kundenservice müssen jetzt alles daran setzen, den betrieblichen Charakter ans Tageslicht zu bringen. Mundpropaganda, Rezensionen und persönliche Empfehlungen sind das Wertvollste um in Zeiten wie diesen bestehen zu können!
Wenn ich einmal enttäuscht wurde, geht kein Cent aus meiner Börse mehr in diesen Betrieb!
ABER wenn mich ein Fachhändler oder Dienstleister überzeugt hat, wird dieser mit einer Freude von mir empfohlen!