Wer sehnt sich nicht nach ihr? Wer denkt, sie manchmal zu besitzen und ein andermal nicht? Wer wünscht sich nicht sehnlichst, sein Partner, Vorgesetzter,…oder andere nahestehende Personen würden mehr davon haben?! Die Gelassenheit ist ein seltsames Phänomen, so scheint es. Mal da, mal nicht.
03.09.2019
Leider ist Gelassenheit keine Eigenschaft, mit der man geboren wird oder nicht. Aber man kann sie üben – in jedem bewussten Moment! Yoga, Meditation,…schaffen natürlich eine gute Umgebung, in der sich Gelassenheit und Gleichmut leichter entfalten können, das soll aber jetzt nicht unser vorrangiges Thema sein.
Ein gelassener Mensch ist nicht automatisch leidenschaftslos oder ohne Emotion. Er weiß sie nur gezielter einzusetzen und den Momenten des Affekts innezuhalten und gelassener und konstruktiver zu reagieren. „Zwischen Reiz und Reaktion ist eine kleine Lücke…..“ meinten die Psychoanalytiker. Es gilt also diese Lücke zu finden.
Dazu finde ich es sehr hilfreich, einige Vorgänge in unserem Gehirn ein bisschen besser zu verstehen. Ein Teil unseres Gehirns (Amygdala) ist für unsere Emotionen, das Erfassen von Gefahren und Überlebenschancen zuständig. Im Englischen wird dies auch als „Lizardbrain“ bezeichnet, da dies seine Funktion gut beschreibt. Wir Menschen verfügen zusätzlich über einen sehr besonderen Teil – dem präfrontalen Cortex – oft auch Supervisor genannt. Zwischen „Lizardbrain“ und dem „Supervisor“ wird fleißig kommuniziert. Dieses System nennt man RAS(Radicular Activation System). RAS ist sozusagen unser Lückenfinder zwischen Reiz und Reaktion, hilft uns ein gelasseneres Leben zu führen.
Wie können wir im Alltag dieses RAS unterstützen? Die einfachsten Hilfsmittel sind ausreichend Schlaf und regelmäßige Regenerationsphasen bzw Pausen. RAS funktioniert nicht in gestresster Stimmung und in lebensfremder Umgebung.
Gelassenheit hat auch etwas mit dem Etablieren eigener Werte zu tun, meinte ein bekannter deutscher Philosph, wenn er sagte: „Gelassenheit setzt voraus, dass man sein eigenes Wertesystem definiert.“ Wenn Sie ein paar Augenblicke innehalten, fällt Ihnen bestimmt eine Person ein, die sie als sehr gelassen beschreiben würden. Ganz sicher ist diese Person in irgendeiner Art unangepasst und entspricht nicht dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Trend. Um eine gelassene Haltung in sich zu kultivieren ist es notwendig, sich von gesellschaftlichen Normen zu emanzipieren. Unser Anpassungsdrang, den wir meist fälschlicher Weise als Individualisierungsprozess bezeichnen und letztendlich der Herde nachlaufen (Soziale Medien), gibt Gelassenheit keine Chance. Stressmodus wird gefüttert. Ich weiß, es braucht Mut, sich von den Götzen der Zeit zu befreien. Aber jedes Loslassen schafft Platz für Neues!
In der Theorie alles schön formuliert, wie nun in der Praxis umgesetzt? Ich zum Beispiel meditiere regelmäßig und versuche in diesen stillen 15-20 Minuten einfach nur gegenwärtig zu sein und alles so sein zu lassen wie es ist. Auch wenn die Beine einschlafen, der Nachbar Rasen mäht oder mein Geist 1000 Dinge denkt. Natürlich denkt der Geist, dazu haben wir ihn! Ich denke die Geschichten im Kopf aber nicht weiter sondern lasse sie ziehen,…….und jetzt sage ich Ihnen, dass sie nicht einmal klassisch meditieren müssen, um gelassener zu werden. Es genügt im Büro vor dem Hochfahren des Computers täglich die Augen 1-5 Minuten zu schließen, vielleicht sogar bewusst zu atmen, den Atem zu zählen, ganz entspannt ohne etwas zu erwarten,….ganz ge-lassen!
Inhaberin des Yogastudios innen.raum., Yogalehrerin und leidenschaftliche Denkerin über die großen Fragen des Lebens. Gemüsegärtnerin und Autodidaktin.
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