A1 startet mit dieser neuen Imagekampagne einen spannenden Paradigmenwechsel. Es geht nicht mehr darum mitzuteilen, was A1 alles kann, sondern was der Kunde mit dem Service und den Produkten von A1 alles kann. Nämlich Alles! In einer Erweiterung gibt es Abwandlungen dieser Botschaft wie z.B.: „Du kannst alles über das Internet erfahren“.
07.02.2020
Dies nährt natürlich all jene Schüler und Studenten, die mittlerweile stark anzweifeln, ob es sinnvoll ist, Prüfungsstoff zu lernen, wenn man später sowieso auf Wikipedia oder andern Onlinequellen nach der Antwort auf eventuell auftretende Fragen suchen kann.
Unser Wissen, also jenes Fundament, das nicht nur über blanke Fakten – wie auf Wikipedia abrufbar – verfügt, ermöglicht uns, die einzigartige Persönlichkeit unseres Lebens zu praktizieren.
Diese Einzigartigkeit entsteht durch den Unterschied, wie wir das Erlernte in unseren Gefühlen und Überzeugungen abspeichern.
Wer also denkt, man könnte auf sein Gedächtnis verzichten, weil alles Relevante sowieso unmittelbar verfügbar ist, den würde ich gerne fragen, wieso er es beim Sport oder beispielsweise bei der Erotik nicht genau so sieht. Warum sollten wir noch Sex haben, wenn ich jederzeit auf Pornografie zugreifen kann? Wieso Fußball selber spielen? Wieso einen Berg besteigen? Wozu ins kühle Wasser springen? Fast alles ist online verfügbar ... du kannst alles!
Aus meiner Sicht eine wirklich katastrophale Botschaft. Niemand kann alles! Wir sind nicht perfekt. Aber wir sind wunderbare individuelle Geschöpfe mit unglaublichen Fähigkeiten. Die gehören unterstützt und gefördert. Aber wenn wir dank A1 sowieso alles können, scheint die Nachricht, dass jeder fünfte Pflichtschüler in Österreich nicht mehr sinnerfassend lesen kann und ebenso die Grundrechnungsarten nicht beherrscht, nicht sonderlich aufregend.
Die Politik ignoriert diese Missstände im Schulsystem seit Jahrzehnten. Verschwörungstheorektiker sehen ja darin durchaus eine Absicht. Mit so schwachen Bildungsvoraussetzungen können die Menschen kein selbständiges Leben nach ihren eigenen Wünschen führen. Franz Schellhorn, Direktor des Thinktanks Austria, hat kürzlich einen interessanten Bericht über diese Tatsache geschrieben.
Neben der Lebensfreude und der Schaffung der persönlichen Identität bestimmt der Aus- und Aufbau des eignen Wissens – hier liegt der Unterschied zur Konsultation von Wikipedia – auch unseren Platz in der Gesellschaft. Die Rolle, die wir in der Gemeinschaft übernehmen, hängt unmittelbar mit unserem Wissen zusammen. Es ist unmöglich in Fächern oder über Themen mitzureden, wenn man die Sprache dieser Fachgebiete nicht über lange Zeiträume verinnerlicht hat und viel Zeit und Energie dafür verwendet hat. Damit muss nicht unbedingt eine Universitätsausbildung gemeint sein, sondern sein persönliches Engagement für ein Thematik oder eine Profession.
Wissen im digitalen Zeitalter wird eines der Schlüsselthemen in den nächsten Jahren werden. Wir können die Technologien nutzen, aber unser persönliches Lebenswissen muss praktiziert und geübt werden. Das sollte unsere Botschaft sein. Denn damit stärken wir das positive Vertrauen in unsere Fähigkeiten.
Business-Concierge und Charakter Trainer
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