Corona ist ja in vielen Dingen ein Beschleuniger. Das ist leider auch bei so manchem Schwachsinn besonders ersichtlich. Man denke nur an die ganzen Verschwörungstheorien. Für mich hierzulande fast führend im Ranking des Nonsens ist die Diskussion über die „verlorene Corona-Generation“.
Jahrzehntelang wird über jeden Missstand in unserem Bildungswesen hinweggesehen und jetzt, wo viele Schüler im Home-Schooling-Modus unterwegs sind, werden auf einmal schwerste Konsequenzen und auch langfristige Auswirkungen auf die jungen Menschen an die Wand gemalt, die natürlich Konsequenzen für das ganze spätere Leben bedeuten werden.
Mann oh Mann! Das ist für mich wirklich schwer verdaubare Kost. Ich mag es nicht, wenn Menschen immer aus ihrer eigenen Vergangenheit zitieren, so nach dem Motto „bei mir war das noch so und so“. Diese Zeiten sind vorbei und wir leben in der Gegenwart und sollten das Beste daraus machen. Aber in diesem Kontext möchte ich doch einige Sätze über meine und die Schulzeit meiner Kinder schreiben.
Meine Erinnerungen sind schnell zusammengefasst: Frontalunterricht von der schlimmsten Sorte, die „gesunde Watschn“ war noch an der Tagesordnung – auch Schlimmeres – und die Fronten waren klar. Lehrer und Eltern gegen die Schüler. Heißt soviel wie: wenn man in der Schule etwas ausgefasst hat, sollte man es eher zuhause nicht erzählen, sonst gab es dort auch noch eine Draufgabe.
Bei meinen Kindern war und ist es doch schon anders: körperliche Angriffe sind keine bekannt, aber ich hab Elternsprechtage erlebt, da wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Der Beruf der Lehrerin/des Lehrers hat meinen größten Respekt, wäre aus meiner Sicht dringendst aufzuwerten und ich habe – speziell bei meinen Kindern – die besten und engagiertesten LehrerInnen erlebt, die man sich nur vorstellen kann. Aber – und das muss ich leider auch sagen – auch das genaue Gegenteil. Und das dürfte aus meiner Sicht nicht passieren. Menschen, die für diesen Beruf völlig ungeeignet sind, müssten in der Ausbildung zuvor schon erkannt werden und sollten dann idealerweise in anderen Berufen landen.
Aber es geht primär gar nicht um das Lehrpersonal, sondern um ein Bildungswesen, das - ich zitiere jetzt Gerald Hüther - „unsere Kinder wie im Zirkus dressiert. Wissen wird bis zum sprichwörtlichen Erbrechen gefüttert.“ Er meint damit die Prüfungen.
Wir bräuchten seit vielen Jahren ein Schulsystem, das die Leidenschaft fördert, Eigenverantwortung lehrt und darauf Lust macht, die Welt gemeinsam zu gestalten. Genau das haben wir nicht und das nimmt vielen jungen Menschen die Lust an der Schule und verbaut ihnen dann – eventuell – die Zukunft. Es bleiben ja neben der Schule auch noch das Elternhaus, Freunde und Mentoren, die ein Verlorengehen einer Generation sehr wohl zu verhindern wissen.
Business-Concierge und Charakter Trainer
Die ÖVP/Türkis verteidigt sein Gymnasium (mit anschließender CV-Mitgliedschaft :-)) á la Theresianum.
Die SPÖ hatte die Hauptschule (wir erinnern uns: A-Zug, B-Zug, ... dann Versuch mit 3 Leistungsgruppen), die dann auf "Neue Mittelschule aufgewertet" wurde. Dann Erfolgsmodell Lehre in den Betrieben, die viel wieder auffängt, verlorenes Interesse wieder weckt! :-)
Es wurde schon viel herumexperimentiert.
Jedoch mit wenig Auswirkung dass scheinbar Inhalt, die Didaktik, die Art des Lehrens ... und der dafür benötigten Infrastruktur zu kurz gekommen sind. Schulbücher wurden "eingespart" und durch Zettelwirtschaft und Privat-PC Zugang ersetzt.
Eine Krise deckt oft "nur" die Versäumnisse der Vergangenheit & Gegenwart auf. ABER ein Schuldiger ist jetzt leicht gemeinsam identifiziert: Covid.