Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen: Leider sind viele Frauen nur allzu vertraut mit diesen Symptomen. Meist handelt es sich um einen Harnwegsinfekt. Außer der Einnahme von Antibiotika gibt es keine Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Oder?
19.08.2021
Wie entsteht ein Harnwegsinfekt?
Der menschliche Körper verfügt über zahlreiche freundliche Bakterien, die wichtige Aufgaben erfüllen. Diese sogenannten „Symbionten“ schützen zum Beispiel unsere Haut vor Außeneinflüssen, oder helfen uns beim Verdauen unserer Nahrung. Gelangen diese Bakterien allerdings an die falsche Stelle, kann dies zu einer Entzündung führen. Auch bei der Blase ist das nicht anders. Neben den symbiotischen Bakterien unserer Haut- oder Darmflora, können in manchen Fällen auch sogenannte „pathogene“ Erreger in die Blase gelangen. Einmal dort angekommen, vermehren sie sich eifrig, und stellen unser Immunsystem auf die Probe. Die dadurch entstehende Blasenentzündung kann sich über mehrere Wochen hinziehen und ist im Alltag äußerst unangenehm (in besonders schlimmen Fällen können die Erreger sogar bis zur Niere wandern und dort ebenfalls eine Entzündung auslösen). Die häufigste Behandlungsmethode in solchen Fällen sind Antibiotika. Diese haben allerdings nicht selten Nebenwirkungen, und sind nicht immer effektiv.
Harnwegsinfekte betreffen zwischen 5 – 20 % aller Frauen. Männer sind in jüngerem Alter weniger davon betroffen, mit steigendem Alter betreffen Harnwegsinfekte Männer jedoch gleichermaßen häufig.
Cranberry – die kleine, rote Powerfrucht
Die hierzulande als Cranberry bekannte Frucht ist eng mit der Heidelbeere verwandt, und wird im Deutschen als großfrüchtige Moosbeere, oder auch als Kranichbeere bezeichnet. Sie ist hauptsächlich für ihren intensiv fruchtigen Geschmack bekannt, dessen stark bittere Note meist durch den Zusatz von süßen Komponenten ausgeglichen wird. Eben dieser bittere Geschmack steht gleichzeitig in engem Zusammenhang mit den positiven Wirkungen der Cranberry. Die dafür verantwortlichen Stoffe werden als Proanthocyanidine (Blütenfarbstoffe) oder Catechine bezeichnet. Es handelt sich dabei um stark antioxidativ wirksame Substanzen, welche auch aus dem Traubenkern oder dem Grüntee bekannt sind. Allerdings enthält die Cranberry eine spezielle Klasse dieser Stoffe, die nicht nur als Radikalfänger wirken, sondern auch einer Blasenentzündung vorbeugen können.
Mit Cranberry zu einer glücklichen Blase
Die in der Cranberry enthaltenen, speziellen Proanthocyanidine können Bakterien an der Besiedelung der Blase hindern. Der Wirkmechanismus ist wahrscheinlich eine Hemmung bestimmter Proteine, welche die Bakterien zum Anhaften an der Blasenwand benötigen. Sind diese Proteine erst einmal deaktiviert, können die kleinen Übeltäter einfach „ausgeschwemmt“ werden, und verursachen keinen Schaden.
Die Effektivität der Cranberry im Bezug auf Blasenentzündung konnte schon mehrfach in klinischen Studien gezeigt werden. Darunter ist auch eine kanadische Studie mit 150 Frauen im Alter von 21 bis 72 Jahren. Hier konnte sowohl für Cranberrysaft als auch für Trockenkonzentrat eine signifikante Reduktion der Harnwegsinfekte um ca. 40 % gegenüber Placebo festgestellt werden. Die Studie dauerte zwar ein ganzes Jahr, anhand der Wirkmechanismen der Cranberry ist ein positiver Effekt aber schon nach wenigen Wochen der Einnahme zu erwarten.
Cranberry reduziert die Häufigkeit von Harnwegsinfekten um 40 %.
Fazit
Ob als Saft oder in Form von standardisierten Präparaten – der Einsatz von Cranberry ist eine vielversprechende Möglichkeit, um wiederkehrende Harnwegsinfektionen zu verhindern. Für eine optimale Wirkung sollten diese über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen eingenommen werden.
Referenzen
Stothers, L. (2002). A randomized trial to evaluate effectiveness and cost effectiveness of naturopathic cranberry products as prophylaxis against urinary tract infection in women. Canadian Journal of Urology, 9, 1558-1562.
https://www.mikronaehrstoffcoach.com/de/at/mikronaehrstoffe/micronutrient.cranberry.html
Humanbiologe
Experte Wissensmanagement
Mitglied des Wissenschaftsteams
MIRACON Science GmbH
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