Kümmel, Kreuzkümmel, Schwarzkümmel: Was ähnlich klingt, hat botanisch gesehen gar nicht so viel gemeinsam. Während alle drei Namensvetter unseren Speisen Charakter verleihen, schwört die traditionelle orientalische Erfahrungsheilkunde insbesondere auf die Kraft reinen Schwarzkümmelöls.
24.09.2021
Doch was sagt die moderne Wissenschaft zum „flüssigen Gold“ aus dem Morgenland? Und welches therapeutisches Potential schlummert in diesem vielgepriesenen Naturheilmittel?
Schwarzkümmel: Der Siegeszug einer Heilpflanze.
Echter Schwarzkümmel (Nigella sativa) schmeckt nicht nur nach Orient, er ist auch tief mit dem Morgenland verwurzelt. In der Türkei und im Irak schon seit Jahrtausenden als Gewürz- und Heilpflanze in Verwendung, eroberte die Kulturpflanze schon bald die Nachbarregionen Nordafrikas und Südeuropas sowie die Länder Indien und Pakistan. Welchen außergewöhnlich hohen Stellenwert Nigella sativa bereits in früher Menschheitsgeschichte hatte, unterstreicht nicht nur das Fläschchen Schwarzkümmelöl, das dem altägyptischen König Tutanchamun als Grabbeigabe mitgegeben wurde, sondern auch das vermeintliche Zitat des Propheten Mohammed: „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit, außer den Tod.“
Echter Schwarzkümmel: Nur im Original genial.
Echter Schwarzkümmel, Schwarzer Kreuzkümmel, römischer Koriander. Die deutschen Bezeichnungen von Nigella sativa verleiten rasch zu voreiligen Schlüssen. Denn die Pflanze ist weder mit Koriander, noch mit Kümmel oder Kreuzkümmel verwandt, sondern hält nur „im Original“, was sie verspricht.
Um aus den samtig-schwarzen Schwarzkümmelsamen „flüssiges Gold“ zu gewinnen, heißt es derweilen früh aufstehen. Für die Herstellung des Öls werden die Samenkapseln der leuchtend blauen Pflanze noch vor Sonnenaufgang geerntet, um sie vor der Feuchtigkeit des Morgentaus und Nebels zu schützen. Nach dem Trocknen werden die Samen mittels „Dreschen“ aus den Samenkapseln befreit, verpackt und nach Ankunft in der Ölmühle im Idealfall schonend und ohne Wärmezufuhr zum Öl veredelt.
Schwarzkümmelöl. Sein Geheimnis liegt im Detail.
Die Samen des Echten Schwarzkümmmels sowie das daraus gewonnenen Öl imponieren mit einem interessanten Wirkstoff-Mix. Neben einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (zu denen auch die seltene Gamma-Linolsäure zählt) liefern sie auch eine Reihe wertvoller Pflanzeninhaltsstoffe (z.B. Saponine, Alkaloide und ätherische Öle). Von letzteren ist insbesondere das Thymoquinon gut erforscht, das antibakterielle, antioxidative sowie entzündungshemmende Eigenschaften aufweist. Darüber hinaus hat sich diese Natursubstanz auch einen Namen in der Krebsforschung gemacht.
Praxistipp: Wer von der geheimnisvollen Kraft des vielgepriesenen „Gesundheitselixiers“ profitieren möchte, sollte ausschließlich hochwertige, kaltgepresste Öle nutzen – denn nur diese beinhalten ein Optimum an den wertgebenden, pflanzentypischen Inhaltsstoffen.
Schwarzkümmel: Ein Kraut gegen viele Leiden.
In der traditionellen orientalischen Erfahrungsmedizin wird Echter Schwarzkümmel vielfältig verwendet. Das kaltgepresste Öl soll u.a. allergische Reaktionen wie Heuschnupfen besänftigen, Entzündungen hemmen, Blähungen lindern oder erhöhten Blutdruck senken. Doch nicht nur innerlich, auch äußerlich entfaltet das Öl seine pflegende und therapeutische Wirkung. Während Schwarzkümmelöl in arabischen und indischen Raum schon seit langem als ein Geheimrezept für strapazierte Haare und Haut gilt, kommt es äußerlich ebenso bei speziellen Hautleiden wie Neurodermitis oder Schuppenflechte zum Einsatz.
Traditionelle Pflanzenmedizin mit wissenschaftlichem Rückgrat
Was Heilkundige schon in Urzeiten erahnt haben, nimmt heutzutage wissenschaftliche Formen an. Mittlerweile dokumentieren hunderte wissenschaftliche Studien mögliche gesundheitliche Nutzen von Schwarzkümmelöl und seinen Inhaltsstoffen. Wir werfen ein kurzes Auge auf zwei besonders spannende Bereiche:
Fazit: Erstaunlicherweise bieten traditionelle Hausmittel häufig Antworten auf moderne Fragestellungen. So kann der „gute alte Schwarzkümmel“ einen wichtigen Beitrag bei der Behandlung von Allergien und typischen Zivilisationskrankheiten wie etwa Bluthochdruck und Diabetes leisten - es lohnt sich die Forschung rund um die Traditionspflanze im Auge zu behalten!
Referenzen:
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Ernährungswissenschaftlerin
Expertin Wissensmanagement
Mitglied des Wissenschaftsteams
Miracon Science GmbH
Das echte bekommt man ws nur in der Apotheke? Oder haben Sie eine direkte Bezugsquelle?
Liebe Grüße
Manfred